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Formen zwischenmenschlichen Verstehens - Einfühlendes Verstehen |
Ziel eines klientenzentrierten Gesprächstrainings (nach Rogers) ist immer die Entwicklung einer besonderen Form von Fremdverstehen: der Empathie oder des 'Einfühlenden Verstehens'. Einfühlendes Verstehen: Empathie Unter Empathie wird die Fähigkeit verstanden, das emotionale Erleben des Klienten, so wie es sich im Hier und Jetzt der Gesprächssituation zeigt, nachzuvollziehen. Im Gegensatz zum bloß kognitiven Verstehen setzt es auch ein Nachvollziehen der affektiven Bewertungen des Gegenüber voraus. Ein Aspekt empathischen Verstehens des Beraters ist immer auch die Rekonstruktion des mutmaßlichen Erlebens des Beraters durch den Ratsuchenden: Der Berater versucht, sich aus den Augen des Klienten zu sehen. Eine empathiegelenkte Gesprächsführung setzt voraus, dass sich der Berater im Verlauf des Gesprächs nicht in erster Linie von seinen eigenen Bedürfnissen, Denkgewohnheiten, Affekten, Wertungen usf. leiten läßt, sondern dass seine Standpunkte und Perspektiven durch den Gesprächspartner vorgegeben werden. Einfühlendes Verstehen setzt Standpunkt- und Perspektivenwechsel voraus. Ob eine empathische Beziehung zustande gekommen ist, läßt sich nur im Fortgang des Gesprächs ermitteln. Wenn sich der Gesprächspartner verstanden oder aber nicht verstanden zeigt, können Hypothesen bestätigt bzw. falsifiziert werden. Der Prototyp einer empathischen Beziehung ist die auf Einfühlung basierende
Mutter-Kind-Beziehung im Säuglingsalter. Sie bietet in unserer Kultur
besondere Chancen der Einübung empathischen Verstehens. Dies zeigt schon,
dass die klientenzentrierte, empathische Gesprächsführung nur eine Radikalisierung
von Verhalten und Erleben bedeutet, das im Prinzip allen Menschen möglich
ist. |