Übung 'Kontrollierter Dialog'
Zielsetzung
Der 'Kontrollierte Dialog' sensibilisiert zunächst für die Schwierigkeit des Zuhörens als einer speziellen Form von Wahrnehmung.
Bevor eigene Argumente eingebracht werden, sollte sich der Sprecher/Hörer darüber vergewissern, ob er die Botschaften und d. h. eben auch die Standpunkte und Perspektiven des Gegenübers verstanden hat/in Rechnung stellen kann. Die Übung fördert die Lösung dieser Aufgabe, indem sie den Hörer zwingt, sein Verständnis der Äußerung des Vorredners zu verbalisieren. Zugleich nötigt sie den Sprecher, sich über seine eigene Aussage klar zu werden.
Zweitens kann die Übung zeigen, wie in Gesprächen Macht ausgeübt wird.
Der Sprecher kann im Prinzip mit seinem Beitrag die Anforderungen an die Wiederholungen/Paraphrasen des Zuhörers so hoch schrauben, dass dieser sie nicht erfüllen kann - er deshalb beständig nur mit den Argumenten des Vorredners beschäftigt ist und nicht zu seinen eigenen kommt. Der Sprecher kann - im anderen Extrem - dem Hörer große Freiheit in der Interpretation seiner Äußerungen lassen - praktisch alle Paraphrasierungen akzeptieren. Damit erlaubt er es diesem, seine eigenen Positionen schon in der Wiederholung so umzudeuten, dass er leicht dagegen (oder dafür) argumentieren kann. Der Sprecher A überlässt seine Position dem Hörer B, wird manipulierbar und verschwindet als eigenständige Kraft aus der Interaktion.
   
  Herkunft
Seit den 70er Jahren taucht diese Übung in vielen Trainingsmaterialien und Sammelbänden auf.
   
Material
  keines
Zeitrahmen
  1 Stunde
Instruktion Ablauf (Instruktion und Setting)
     1. Schritt - Gruppenbildung und Contra-Argumentation     
Dreiergruppen bilden (A / B / C).
A übernimmt die Contra-Argumentation, B die Pro-Argumentation.
A beginnt mit einem möglichst kurzen Statement zu dem festgelegten Diskussionsthema.
     2. Schritt - Wiederholung der Contra-Argumentation durch B     
Dann wiederholt B das Statement in seinen eigenen Worten, drückt sein Verständnis der Äußerung möglichst ohne viel Zutun, auf jeden Fall ohne Rechtfertigung aus.
Wortwörtliche Wiederholungen bringen nichts (A / B können sie zurückweisen, weil sie nicht sehen können, ob der Gegenüber verstanden hat).
     3. Schritt - Fremdeinschätzung der Kommunikation von A und B durch C     
C hat die Aufgabe, auf die Einhaltung der Spielregeln zu achten und das Gespräch/die Gesprächsteilnehmer zu beobachten.
Nach der Wiederholung von B stellt er A und B in einen Abstand, der ausdrücken soll, wie gut B seiner Meinung nach A verstanden hat.
Je näher A und Baneinandergerückt werden, um so besser war das Verständnis.
     4. Schritt - Akzeptanz/Ablehnung der Paraphrase und Pro-Argumentation     
Nach der Platzierung sagt A, ob er die Paraphrase akzeptiert. Sonst muss B wiederholen.
Erst dann darf B seine Meinung zum Besten geben.
A hört zu und paraphrasiert.
C platziert die beiden neu usf.
     Der Ablauf der 5 Übungsschritte noch einmal in Kurzform:     
 1.       A    Statement
 2.       B    Wiederholen. Paraphrase
 3.       C     Platzieren: gleichsinnig = nah             unverstanden = fern
 4.       A     Akzeptieren oder Ablehnen der Wiederholung von B
 5.       B     Entweder bei 2. oder 1. weitermachen (B gibt seinerseits ein Statement)
     5. Schritt- Rollentausch    
Nach 5 Minuten Argumentation wechselt A in die Position von B (übernimmt also die Pro-Position).
B     C
C     A
Nach weiteren 5 Minuten wieder Rollentausch
Auswertung
  Nach 15 Min. Kleingruppendiskussion (s. Zielsetzung)
  Paraphrasenbildung: leicht/schwer?
  Akzeptanz/Ablehnung der Paraphrasen?

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Fließtext: Die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation

 

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