Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Experimente Lewins die Bedeutung
der Zeitdimension. Gruppen haben wie die übrige Natur auch ihre eigenen
Wachstumsstadien, und die Gruppendynamiker bemühten sich von Anfang an,
diese Stadien zu erkennen und zu berücksichtigen. Sowenig in den anderen
biogenen Systemen ein Reifestadium übersprungen werden kann, so wenig
ist dies auch bei den aus Menschen zusammengefügten Gruppen der Fall.
Diese Erkenntnis besitzt selbstverständlich für jede Form von Beratungspraxis
außerordentliche Bedeutung. Auch und gerade in dieser ist damit zu rechnen,
dass die Teilnehmer unabhängig von den sozialen Aufgaben, zu deren Lösung
sie gerade zusammengetroffen sind, je nach den Phasen, in denen sich ihr
gruppendynamischer Prozess befindet, mit unterschiedlichen Problemen befasst
sind. Erfahrene Berater kennen solche Phasen und berücksichtigen ihren
Einfluss von vornherein in der Planung und bei ihren Interventionen. Sie
geben beispielsweise anfangs die Möglichkeit, dass sich die Teilnehmer
untereinander kennen lernen können, rechnen damit, dass sie selbst anfangs
als Leiter besonders in Anspruch genommen werden, dass dann aber diese
Rolle stärker in Frage gestellt wird und die Gruppe versucht, selbständiger
zu werden. 'Krisen' in diesem Sinne sind absehbar und können als Zeichen
von Entwicklungsprozessen (positiv) verstanden werden. Auf lange Sicht
schaden künstliche Beschleunigungen und die Ignorierung der Gruppendynamik
dem Beratungsprozess ebenso sehr wie die Flussbegradigung der Landschaftsökologie.
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es viele Möglichkeiten, den historischen
Gruppenprozess in Phasen zu gliedern. Einige gängige Modelle von bekannten
Praktikern sind hier aufgeführt:
|