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Ecological Vision - Verkabelung und Medienökologie (Eurich) |
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Aus: Claus Eurich:
Das verkabelte Leben. Wem schaden und wen nützen die Neuen Medien? Reinbek
1980, S. 14 f. Eine informierte Gesellschaft muß noch lange keine kommunikative Gesellschaft sein. Sie kann sogar das Gegenteil darstellen, wenn die unerschöpflich vielen und oft widersprüchlichen, durch Massenmedien vermittelten Informationen bezugs- und zusammenhanglos nebeneinander stehen und sinnvolle Kommunikation mit ihnen und über sie vom einzelnen Bürger nicht herzustellen ist. Kommen wir an diesem Punkt auf die Ausgangsfragestellung, nämlich die Bestimmung kommunikationsökologischer/medienökologischer Kriterien. Aus dem zentralen Stellenwert, den die Kommunikation im menschlichen Leben innehat, muß die Bedeutung der Massenkommunikation, der Informationstechnologien bestimmt werden. Sie haben sich, wie jede Technologie, den Bedürfnissen des menschlichen Lebens und Zusammenlebens anzupassen und unterzuordnen. Zentrale kommunikationsökologische Forderung ist demnach zunächst: |
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Erhalt bzw. Neuschaffung einer intakten, der menschlichen Natur angemessenen Kommunikationswelt, das heißt individueller Erfahrungs- und Handlungsräume, funktionierender, interpersonaler Kontakt- und damit Kommunikationsnetze. |
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Deren Grundbedingung ist Interaktionsfähigkeit durch Überschaubarkeit und Dezentralität. Wo Kommunikation eingeschränkt ist, wo ihr soziale, weltanschauliche, politische und architektonische Barrieren entgegenstehen, müssen die Bedingungen für erfolgreiche Kommunikation hergestellt werden. |
Das setzt voraus: |
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Förderung und Stärkung des Bewußtseins und der Verantwortung der Menschen gegenüber ihrer Kommunikations-Umwelt. In diesem Zusammenhang ist die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zum kommunikativen Miteinander und zum sinnvollen Umgang mit Medien von besonderer Wichtigkeit. |
Im Blickpunkt medienökologischer Betrachtungen steht: |
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Sicherung eines medienökologischen Gleichgewichtes, was heißt: Anpassung des Einsatzes von Informationstechnologien an die Bedingungen und Möglichkeiten direkter Kommunikation. |
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Anpassung des Einsatzes von Informationstechnologien, insbesondere der bildschirmgebundenen Medien, an die kommunikationsökologischen Valenzen des Menschen. Damit ist gemeint, daß die weitere Ausbreitung von Massenkommunikation, der Einsatz neuer Medien da verhindert werden muß, wo Menschen in ihren Fähigkeiten überfordert sind, Massenmedien in das Alltagshandeln ohne negative Auswirkungen auf die Kommunikations-Umwelt einzubauen. Negative Auswirkungen beginnen da, wo die Nutzung von Massenkommunikation Vorrang vor zwischenmenschlichem Kontakt erhält bzw. sogar an dessen Stelle tritt.vv |
Es sind diese Kriterien, die sich eine ökologisch orientierte Kommunikations- und Medienpolitik als Leitwerte zu eigen machen muß. |