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06 Sprechen

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Fliesstext Die Unwahrscheinlichkeit von Kommunikation

Eine Funktion von Kommunikationssystemen ist, die Informationsverarbeitung (Aufnahme, Speicherung, Verarbeitung, Abgabe) verschiedener Prozessoren miteinander zu koordinieren. Dazu müssen die verschiedenen Teilnehmer in den Kommunikationssystemen ihre Informationsverarbeitung wechselseitig in Rechnung stellen. Sie müssen über die Programme, nach denen sie jeweils arbeiten und über die Ergebnisse ihrer Wahrnehmung und Weiterverarbeitung informiert sein, damit sie sich aufeinander einstellen können.
Eine solche Form wechselseitiger Kenntnis ist unwahrscheinlich - und eben deshalb ist auch Kommunikation unwahrscheinlich.
 
 
Der Modellfall, an dem der Philosoph und (Wissens-) Soziologe Alfred Schütz die Bedingungen von Verständigung untersucht hat, ist die Verständigung über visuelle Wahrnehmungen. Damit A weiß ('in Rechnung stellen kann'), was B sieht, muß er dessen Standpunkt und dessen Perspektive auf das Medium kennen - und umgekehrt.
 
Visuelle Wahrnehmung ist Standpunkt- und perspektivenabhängig. Voraussetzung der Verständigung ist die Wiederholung der Wahrnehmung von A durch B, was Perspektiventausch voraussetzt.
Dieser Perspektiventausch kann dadurch erleichtert werden, dass A und B ihre Standpunkte und Perspektiven dem jeweils Anderen erläutern.
Aber auch wenn sie dies nicht tun, müssen die Gesprächspartner wechselseitig Erwartungen (latente Idealisierungen) über ihre jeweiligen Standpunkte und Perspektiven bilden.

Diese Annahmen/Unterstellung sind unsicher, noch unsicherer ist, daß die Erwartungen wechselseitig übereinstimmen.

Reziproke Erwartungen und Erwartungserwartungen - und damit Kommunikation - ist unwahrscheinlich.
 
 
Übung 'Kontrollierter Dialog'
 
Informationstheoretisch ausgedrückt:
Parallelverarbeitung von Informationen setzt die wechselseitige Kenntnis der Hard- und Software der beteiligten Rechner voraus.
 
Systemtheoretisch ausgedrückt:
Jedes Element eines Systems muß das Gesamtsystem - und damit auch die anderen Elemente repräsentieren. Element und System verhalten sich wie Mikro- und Makrokosmos.
 
Praktische kommunikative Konsequenz:
- Blitzlicht ->Selbstreflexion
- Feedback
- "Realität" in die Idealisierungen bringen
 
 
Fliesstext Modul 10: Krisen 'Bewältigung Störungen'
 
Übung Modul 10: Krisen Übungen: Blitzlicht, Feedback, Metakommunikation

 

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