Theoriefaden Cultural Vision 3D auf die Kommunikationskultur

 

 

Zu welchen Ergebnissen hat die Anamnese und Diagnose der Buchkultur und der postindustriellen Gesellschaft bis zur Jahrtausendwende geführt?
Zunächst erweist sich die Vision der Informationsgesellschaft, also die Betrachtung der vergangenen und gegenwärtigen Gesellschaften als komplexe informationsverarbeitende Systeme, als sinnvoll (Info Vision). Die Trends gehen hier zu einer Verstärkung der multisensoriellen, massiv parallelen und selbstreflexiven Informationsverarbeitung. Dies wird in den Diskussionen der vergangenen Jahre auch durch Begriffe wie 'Wissensgesellschaft', 'Cognitive Society', 'Lerngesellschaft' u. ä. ausgedrückt.
Zweitens zeigte der Aufschwung des Konzepts der 'Network Society', dass sich die Weltgesellschaft sowohl als Netzwerk als auch als System begreifen lässt (Network Vision). Systeme wie Staaten, Industrieunternehmen, internationale Organisationen entstehen durch die Stabilisierung von Vernetzungswegen und -knoten. Und sie vergehen mit der Zerstörung oder Veränderung dieser Wege.
Drittens scheiterten alle Versuche, die (europäische) Informationsgesellschaft einseitig entweder als technisches oder als soziales, durch den Markt zusammengehaltenes System zu gestalten. Die soziologisierende Sichtweise übernimmt ebenso wie die 'Techno Vision' die Mythen der Buchkultur. Die Suche nach neuen Mythen, die alternative Kulturen begünstigen, geht in Richtung ökologischer Konzepte (Ecological Vision).

Um diese drei konzeptionellen Trends zusammenzuführen, bietet sich das an anderer Stelle vorgestellte Kulturmodell an  ð  vgl. Modul 03: 'Kultur 3D'. Es ist einerseits das Ergebnis der vielfältigen Trendforschungen, andererseits hat es als Vorlage für die Datenerhebung und -auswertung gedient; aber es eignet sich eben auch als normatives Konzept, als 'Cultural Vision'. Das Kulturmodell lässt sich von verschiedenen Disziplinen und für unterschiedliche Ziele nutzen. Hier geht es um eine kommunikationstheoretische Interpretation und um medienpolitische Schlussfolgerungen.

Was immer Kulturen sonst noch sein mögen, sie sollen auch als kommunikative Phänomene betrachtet werden. Kulturen als Kommunikationssysteme zu verstehen, schon dies ist eine Vision. Sie kann präzisiert werden, indem man die kommunikativen Ideale nennt. Als Orientierung empfiehlt sich die stärkere Berücksichtigung synästhetischer, massiv parallelverarbeitender und selbstreflexiver Informationsprozesse. In topologischer Hinsicht verdienen multimediale Vernetzungen zwischen artverschiedenen Kommunikatoren und dialogische Steuerungsformen mehr Aufmerksamkeit. Das Zusammenwirken zwischen rückkopplungsintensiven und interaktionsarmen Kommunikationsformen wird zu einer Zukunftsaufgabe. In der ontologischen spiegelungstheoretischen Dimension geht es darum, die soziologisierende und psychologisierende Sichtweise zu verlassen und Menschen, soziale Systeme, Natur und Technik gleichermaßen als Medium und als Katalysator kultureller Veränderungsprozesse einzusetzen.

Schema: Cultural vision 3D
Das Schema fasst die drei Dimensionen der 'Cultural Vision' auf kommunikative Phänomene bzw. die kommunikationstheoretische Perspektive auf kulturelle Phänomene zusammen.
Theoriefaden: Medienpolitik und Kommunikationsmanagement im Zeichen der Dialogkultur (2)Fliesstext: Von der sozialen zur kulturellen KommunikationFliesstext: Cultural vision und ökologische DialogkulturFliesstext: Multimedialität aus ökologischer PerspektiveF.A.Q.: Zu welchen Ergebnissen hat die Anamnese und Diagnose der Buchkultur geführt?