Die Entwicklung botanischer Darstellungen
   

Im Mittelalter dienten Handschriften zunächst vor allem als Gedächtnisstütze für Experten. Sie waren meist ohne Abbildungen, ebenso wie die ersten, auf ihnen basierenden Drucke. Sie dienten also nicht der selbständigen Weiterbildung des Lesers, man konnte sich üblicherweise vor allem dadurch weiterbilden, dass man von einem Experten unterrichtet wurde. Unterricht in Botanik erfolgte dann beispielsweise dadurch, dass die betreffenden Pflanzen in der Natur aufgesucht und gezeigt wurden. Bilder waren bei dieser Art der Unterweisung nicht notwendig. Die ersten Pflanzendarstellungen sind daher sehr schematisch - ihre Aufgabe war es nur, die Erinnerung des Lesers an das ihm bekannte Original zurückzurufen.

Erst als die Bücher durch ihre leichtere Zugänglichkeit immer häufiger auch von Laien benutzt wurden, entstand die Notwendigkeit zu exakteren Darstellungen - dem Leser musste es nun ermöglicht werden, anhand der Abbildung die entsprechende Pflanze in der Natur aufzufinden. Idealtypische Abbildungen zeigten nun beispielsweise Blüten und Knospen gleichzeitig, damit die Pflanze in verschiedenen Blütenstadien erkannt werden konnten, oder verschiedene Perspektiven gleichzeitig.

Zur Bilddokumentaion "Maiglöckchen"Zur Bilddokumentation "Klette"
Schon im 16. Jahrhundert bemerkte man, dass Pflanzen zu stark gegliedert sind, um sie lediglich aus zwei oder drei Perspektiven darzustellen. Sie müssen als zusammengesetzte Körper konzeptualisiert werden. Die einzelnen Pflanzenteile wurden nunmehr separat beschrieben.
Zur Bilddokumentation über perspektivische Darstellungen in der BotanikZum Text "Modellbildung in der Botanik"