Hausarbeit
zur Übung 'Eichung'
1. Inhaltsverzeichnis
2.
Der Mensch als informationsverarbeitendes System
2.1. Wahrnehmung - Verarbeitung - Effekt
Anhand
des Modells "Komplexität und Dynamik von informationsverarbeitenden
Systemen" versuchten wir, den Fluss und die Transformation von Informationen
im Wahrnehmungssystem des Menschen zu verdeutlichen. Der Mensch nimmt
Informationen (Reize) aus seiner Umwelt mit Hilfe von Sensoren (seiner fünf
Sinnesorgane) auf. Diese durchlaufen verschiedene Stationen, werden
transferiert, transformiert, gespeichert und resultieren als Effekt in einem
bestimmten Verhalten. Während Speicher die Informationen aufnehmen und, wie der
Name schon sagt, diese speichern, stehen die Prozessoren über die Speicher
miteinander in Verbindung, addieren oder subtrahieren Daten und verändern so
individuell die Wahrnehmung. Dies alles geschieht parallel in Bruchteilen einer
Sekunde. Langfristig gespeichert werden die Daten erst, nachdem sie eine gewisse
Zeit im Kurzzeitgedächtnis aktiviert waren.
Einer der Hauptspeicher des
humanen Informationsverarbeitungssystems ist das Gedächtnis. Jedoch speichert
auch der Körper Informationen, wie das Beispiel der Muskeln bei
Bewegungsautomatismen zeigt (so versucht z. B. die Alexandertechnik, in Muskeln
gespeicherte Bewegungsabläufe mit negativen Auswirkungen zu durchbrechen, um z.
B. Haltungsschäden oder Abnutzungserscheinungen vorzubeugen). Ein anderer
Speicher ist das vegetative Nervensystem, das für das Funktionieren unserer
inneren Organe zuständig ist.
Bei der Frage, ob das Unterbewusstsein zu den Speichern oder den Prozessoren gehöre, kam eine Diskussion auf, ob diese wissenschaftlich weitgehend noch unerforschte Funktion des menschlichen Gehirns/Gedächtnisses nicht Informationen speichert und auch die Wahrnehmung verändert und somit beiden zuzuordnen sei. Denn einerseits speichert es - sowohl innere als auch äußere [1] - Informationen, andererseits aber verarbeitet es sie auch und beeinflusst somit unser Verhalten.
Prozessoren unterscheiden sich von den Speichern insofern, als sie Informationen bearbeiten und verändern. Sie aktivieren bzw. deaktivieren gespeicherte Informationen und setzen sie miteinander in Bezug. Bei der Frage der Tätigkeit der Prozessoren und des Reflektors bemerken wir gerade, dass deren Wirkungsweise uns nicht ganz klar ist. Verbinden die Prozessoren einzelne Informationen schon zu kleinen Zwischenergebnissen? Oder werden in den Prozessoren die einzelnen Informationen nur ergänzt bzw. komprimiert und erst im Reflektor zusammengetragen und bewertet? ...15 Minuten später: Anhand des folgenden Beispiels können wir uns nun die Funktionsweise von Prozessoren und Reflektor erklären: An uns läuft ein parfümierter junger Mann vorbei. Dieser uns bekannte Geruch (Speicher) wird sofort mit einer erlebten Situation (Speicher) in Verbindung gebracht (Prozessor). Uns fällt der Name des Parfüms ein und die Person, mit der wir den Geruch verbinden (Prozessoren interagieren über die Speicher miteinander). Diese Informationen werden im Reflektor zu einem Gesamteindruck verarbeitet, der dazu führt, dass wir uns nach dem jungen Mann umdrehen (Effektor).
Damit wird außerdem klar, dass die Informationsverarbeitung nicht linear verläuft und die Speicher und Prozessoren nicht hierarchisch geordnet sind. Sie läuft in den einzelnen Prozessoren, zwischen denen Interaktion besteht, zeitgleich ab.
Des weiteren untersuchten wir den komplexen Vorgang der menschlichen Informationsverarbeitung an einem zweiten Modell. Anhand diesem veranschaulichten wir die Verarbeitung eines Hundebisses. Wir greifen zur Erklärung jedoch das obige Beispiel noch einmal auf.
Im allgemeinen besagt das Modell, dass die in den verschiedenen Sinnen wahrgenommenen Reize in jeweilige Speicher aufgenommen werden. Von diesen "inneren Sinnen" laufen die Informationen dann in das Vegetative Nervensystem ("Gefühl"), in dem unbewusste Erfahrungen aktiviert werden, und in das Gehirn ("Verstand"), welches die Informationen in sprachliches Wissen transformiert. Sowohl das begriffliche Wissen als auch die aktivierten Erfahrungen können wieder Einfluß auf Gefühl bzw. Verstand ausüben. Gefühl und Verstand interagieren bei jedem Wahrnehmungsablauf miteinander, es besteht hier also eine Wechselwirkung. Der Effektor wird in diesem Modell differenziert in nonverbale (sensomotorische/instrumentelle bzw. mimische/gestische) und verbale (lautsprachliche bzw. schriftsprachliche) Reaktionen, wobei die verbalen Äußerungen aus dem begrifflichen Wissen abgeleitet werden und die nonverbalen aus den unbewussten Erfahrungen.
Bei unserem Beispiel liefe die Informationsverarbeitung folgendermaßen ab:
An uns läuft ein parfümierter junger Mann vorbei, den wir sehen und riechen. Diese Wahrnehmungen werden gleichzeitig aufgenommen und in den jeweiligen "inneren Sinnen" gespeichert (um den Vorgang übersichtlicher erklären zu können, behandeln wir nun nur den olfaktorischen Sinn. Die Verarbeitung des optischen Reizes verläuft im Prinzip ähnlich. Zu bedenken ist allerdings, dass die vom Geruch evozierten Gedanken und Gefühle auch mit den vom Bild evozierten Gedanken und Gefühlen interagieren und sie sich somit gegenseitig beeinflussen). Der Geruch erregt bei uns ein bestimmtes positives Gefühl, eine Erinnerung. Gleichzeitig aber kommt uns der Gedanke "Mensch, 'Davidoff Cool Waters' in Extremdosierung". Dieser begriffliche Gedanke erregt wiederum ein Gefühl, diesmal ein eher negatives. Trotzdem lächeln wir und drehen uns nach dem jungen Mann um. Die guten Erfahrungen, an die wir aufgrund des Geruches denken müssen, erzeugen in unserem Verstand eine positive Bewertung der vorbeilaufenden Person.
2.2. Synästhesie
Als die Frage aufkam, ob nicht die einzelnen Sensoren untereinander verbunden seien, wurde uns das Phänomen der Synästhesie vorgestellt. Diese nur bei wenigen Menschen vorkommende Erscheinung von gleichzeitiger Erfahrung in verschiedenen Sinnen bedingt eine extrem anormale Wahrnehmung. So können diese Personen z. B. durch einen visuellen Reiz eine gustatorische Wahrnehmung empfinden - also einen Baum nicht nur sehen sondern auch schmecken. Oder sie nehmen bei dem Verzehr einer Suppe eine bestimmte Melodie wahr.
An dem Beispiel "Die Suppe schmeckt spitz" entzündete sich eine Diskussion darüber, ob Synästheten einfach eine andere Begriffsdefinition oder wirklich eine andere Wahrnehmung haben. Verbinden sie den Geschmack der Suppe mit dem Wort "spitz" oder nehmen sie wirklich eine kinästhetische Empfindung wahr?!
Folgende Definition aus dem Duden zeigt, dass beide Phänomene unter dem Begriff "Synästhesie" zusammengefasst werden:
"a) Reizempfindung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen (z. B. Farbwahrnehmung bei akustischem Reiz)
b) durch sprachlichen Ausdruck hervorgerufene Verschmelzung mehrerer Sinneseindrücke ( z. B. schreiendes Grün)" [2]
Gerade bei der Überlegung über das Phänomen der Synästhesie und darüber, was den Unterschied in dieser Wahrnehmung ausmacht, stellt sich uns die Frage, ob verschiedene Sinneswahrnehmungen auch in verschiedene Speicher aufgenommen werden. Also ob visuelle Wahrnehmungen in einen Speicher für das Auge abgelegt werden, auditive Eindrücke in einen für das Ohr etc. Während das erste Modell die Speicher nicht nach einem bestimmten Kriterium differenziert (dort kann die Dauer der Speicherung das Unterscheidende sein, jedoch gibt es auch noch viel mehr Speicher als UKZ-, KZ- und LZ-Gedächtnis; das Modell vereinfacht also stark), legt das zweite Modell dies nahe. Das entspricht auch unserer Definition von Speicher, da z. B. das Gehirn in viele Sektionen eingeteilt ist und somit spezifische Wahrnehmungen auch in spezifische Unterspeicher gelangen. Außerdem wäre es interessant zu erfahren, ob bei Synästheten nun Verbindungen zwischen diesen Speichern ("Inneren Sinnen") bestehen oder ob sie gar vertauscht sind.
3. Die Quantitative Analyse der Wahrnehmung und Wahrnehmungsgewohnheiten
3.1. Ergebnisse des Wahrnehmungsspaziergangs
Ziel des Wahrnehmungsspaziergangs, welcher in der vorangegangenen Stunde durchgeführt wurde, war es, die Unterschiede zwischen innerer und äußerer Wahrnehmung (Selbst- und Umweltwahrnehmung) zu erkennen. Außerdem sollte herausgefunden werden, welcher Wahrnehmungstyp bei dem einzelnen überwiegt und eventuell auch warum. Dazu wurden die einzelnen Wahrnehmungen in eine Tabelle aufgenommen, die nach Selbst- und Umweltwahrnehmung und den ihnen zugrunde liegenden Bewertungen und Wertmaßstäben differenzierte.
Das Problem, das sich hier ergab, lag darin, dass die Teilnehmer des Kurses Schwierigkeiten hatten, ihre Wahrnehmungen einzuordnen und diese zu bewerten. Auch uns, die letzte Stunde nicht da waren, blieb der Begriff der Wertmaßstäbe unklar. Somit konnte das Erkenntnisziel dieser Übung nicht erreicht werden. Das Ergebnis war eine ausschweifende Diskussion über die individuelle Empfindung von Entspannung.
3.2. NLP -
Neurolinguistisches Programmieren
Das Neurolinguistische Programmieren ist keine kommunikationswissenschaftliche Theorie, sondern es versucht die Beschreibung von Wahrnehmungen. Der Linguist R. Bandler und der Mathematiker J. Grinder gingen der Frage nach, welche Faktoren für erfolgreiche Kommunikation ausschlaggebend sind. Sie formten den Begriff der Repräsentationssysteme (der fünf Sinne) der Menschen. Der Unterschied zu den Wahrnehmungssystemen der Sensoren ist, dass in Repräsentationssystemen auch Informationsverarbeitung (sehen, erinnern, repräsentieren) stattfindet.
Jeder Mensch hat ein
bevorzugtes Repräsentationssystem, und Erinnerungen werden als Wahrnehmung in
diesem erzeugt. In der zwischenmenschlichen Kommunikation kann das manchmal zu
Problemen führen. Normalerweise macht es keine Schwierigkeiten, Aussagen in
sein eigenes Repräsentationssystem zu übersetzen. Doch in Stress- oder
Anspannungssituationen können Übersetzungsschwierigkeiten auftreten.
Um unser eigenes bevorzugtes Repräsentationssystem herauszufinden, machten wir
folgende Übungen:
à Aufgabe 1: |
Welche Wahrnehmung
wird hervorgerufen, wenn man an das letzte Zähneputzen denkt? Bild – Geschmack – Geräusch – Geruch – Gefühl? |
Es stellte
sich heraus, dass ein großer Teil der Kursteilnehmer zuerst ein Bild vor
seinem inneren Auge hatte. |
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à Aufgabe 2: |
Schriftliches Festhalten von jeweils zwei positiven und negativen Erfahrungen |
Ziel
war es, das eigene bevorzugte Repräsentationssystem anhand der gebrauchten
Sprache zu identifizieren. Das Erleben und Berichten von Ereignissen ist
abhängig von dem Repräsentationssystem, mit welchem der Mensch seine
Erfahrungen macht und speichert. Eine These der NLP'ler ist, dass sich das
bevorzugte Repräsentationssystem eines Menschen in seiner Sprache
manifestiert, also sinnesspezifische Sprachen existieren. Beispiele dafür
sind:
Das Ergebnis zeigte, dass kinästhetische Ausdrücke am häufigsten benutzt wurden. Allerdings stimmte das Ergebnis meist nicht mit dem vorherigen überein, was eventuell auf die Fragestellung zurückzuführen ist. Die meisten Kursteilnehmer verbanden den Begriff Erfahrung mit Empfindungen. Außerdem empfanden einzelne Studenten, dass sie in verschiedenen Situationen verschiedene Repräsentationssysteme benutzen. Ein breites Gefühl war ferner, dass die sinnensspezifischen Idiome durch den täglichen Gebrauch keinem Repräsentationssystem mehr eindeutig zugeordnet werden können. |
3.3. Visuelle
Feinwahrnehmung
Durch eine genaue Einschätzung des nonverbalen Verhaltens, bestehend aus Mimik und Gestik, kann auf das intrapsychologische Verhalten des Gegenübers geschlossen werden.
Mit Hilfe der nächsten Übung versuchten wir, auf unsere eigene Feinwahrnehmung des nonverbalen Verhaltens unseres Gesprächspartners bewusst zu achten und dieses interpretieren zu lernen.
Es wurden Dreiergruppen (ein Spieler, zwei Beobachter) gebildet. Dem Spieler wurde die Aufgabe gestellt, intensiv an eine angenehme Person zu denken, sich diese vorzustellen, Erinnerungen mit ihr wachzurufen etc. Die beiden Beobachter achteten sehr genau auf sämtliches Verhalten des Spielers (Mimik, Gestik, Körperhaltung, Augenbewegungen, Atemführung, An- und Entspannung etc.) Dabei wurde nicht gesprochen. Nach einer kurzen Unterbrechung (Ablenkung wie z. B. Frage nach der Uhrzeit) stellte sich der Spieler eine unangenehme Person vor, und die anderen beobachteten seine nonverbalen Reaktionen wieder. Nach einer weiteren Unterbrechung wurden dem Spieler vergleichende Fragen gestellt (z. B. wer ist größer?, wen kennst du länger? etc). Der Spieler antwortete nicht, er dachte nur an die betreffende Person. Die beiden Beobachter versuchten nun, die Antwort aufgrund des nonverbalen Verhaltens des Spielers zu erkennen. Der Spieler bestätigte oder verneinte die jeweilige Vermutung. Nach der Gesamtauswertung der Ergebnisse wurden die Spieler- und Beobachterrollen vertauscht, bis jeder einmal dran war.
Es stellte sich heraus, dass es doch sehr schwierig ist, aufgrund des nonverbalen Verhalten, das oft kaum wahrzunehmen ist, die Empfindungen des Gegenübers einzuschätzen.
3.3.1.
Fotografische Darstellung Claudia K.
Bei der Analyse der Fotos sind uns folgende typische Merkmale an Claudias nonverbalem Verhalten aufgefallen:
positive Assoziation |
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leicht spöttisches Grinsen (siehe 5.b) |
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Mundwinkel nach unten gezogen (2.b) | |
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dadurch angespannte Nasenflügel (2.b) | |
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Wangenknochen werden sichtbarer (1.b) / 2.b) | |
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Augen leicht zusammengekniffen (1.b) / 3.b) | |
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Blick geht in die Ferne (1.b) / 3.b) | |
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größere Pupillen (2.b) | |
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freie und offene Körperhaltung (3.b) | |
negative Assoziation |
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ernst zusammengekniffene Lippen (1.a) |
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gerade Lippen (5.a) | |
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starrer Blick, meist nach unten gerichtet (1.a) / 2.a) | |
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kleinere Pupillen (1.a) / 2.a) | |
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verschlossener Gesichtsausdruck (1.a) | |
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verschlossene Körperhaltung (3.a) | |
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verkrampfte Hände und Füße (3.a) / 4.a) |
Ein deutliches Kennzeichen für die innere Verfassung von Claudia ist ihr Mund.
3.3.2. Fotografische
Darstellung Magda W.
Bei der Analyse der Fotos sind uns folgende typische Merkmale an Magdas nonverbalem Verhalten aufgefallen:
positive Assoziation |
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offene, aufrechte Körperhaltung (1.b) |
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entspannte Schultern (1.b) | |
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gehobener Kopf (1.b) / 5.b) | |
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entspannte Hände und Füße (2.b) / 3.b) | |
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leicht geöffneter Mund (4.b) / 5.b) | |
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offener Blick (1.b) / 4.b) | |
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größere Pupillen (2.b) | |
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leuchtende Augen (4.b) | |
negative Assoziation |
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Körperhaltung geduckt, an den Sessel gepreßt (1.a) |
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hochgezogene, verkrampfte Schultern (1.a) | |
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gesenkter Kopf (1.a) / 4.a) | |
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verkrampft zusammengepreßte Hände (1.a) / 2.a) | |
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verkrampft hochgezogene Füße / Zehen (3.a) | |
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zusammengepreßter Mund (5.a) | |
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gesenkter, trüber Blick, nach innen gerichtet (4.a) |
Deutliche Kennzeichen für Magdas innere Verfassung sind ihre Körperhaltung und Hände.
4. Selbstreflexion von
Claudia K.
Als ich das Thema der Stunde las und wir uns schnell entscheiden mussten, ob wir das Protokoll schreiben, war mir gar nicht klar, auf was ich mich einlassen würde. "Sinne und Repräsentation – Begriffserklärung NLP – Informationsgewinnung über Sinneskanäle – Submodalitäten" – das klang schon sehr interessant, aber um was es wirklich gehen würde, wusste ich nicht.
Der erste Teil "Komplexität und Dynamik von informationsverarbeitenden Systemen" war kein Neuland mehr - aber verstanden hatte ich es bis dahin nur halb. Auch in dieser Stunde konnte ich alles nur aufnehmen, aber nicht richtig verarbeiten und mir verständlich machen. Erst als wir die Modelle noch einmal durchgingen und eigene Beispiele zur Erläuterung und Erklärung fanden, konnte ich mir die Vorgänge der Informationsverarbeitung vorstellen und sie wiedergeben. Außerdem hat mir die Erarbeitung dieses Komplexes Spaß gemacht, da ich mit Moni nicht immer einer Meinung war und wir somit relativ viel zu diskutieren hatten. Aber gerade durch diesen Meinungsaustausch wurde mir das Thema näher gebracht und verständlich.
Was in mir sehr großes Interesse weckte, war das Phänomen der Synästhesie. Zuvor mir noch völlig unbekannt, hörte ich anfangs nur ungläubig zu und versuchte mir vorzustellen, solch ein Mensch zu sein - doch konnte ich mich letzten Endes nicht in die Lage hineinversetzen. Es ist mir ein Rätsel, wie wahrscheinlich auch das der Wissenschaft, wie sich Reize untereinander "vermischen" und dann so extrem anormale Wahrnehmungen hervorrufen können. Ich würde gern noch mehr über dieses seltene Phänomen erfahren, vielleicht auch mal mit einer betroffenen Person darüber reden. Möglicherweise könnte man sich dann besser in die Lage so einer Person versetzen und die Anzeichen einer solchen Erscheinung von gleichzeitiger Wahrnehmung erklären.
Der zweite große Komplex der Sitzung, "Quantitative Analyse der Wahrnehmung", machte mir besonders viel Spaß, da ich mich auch schon außerhalb des Seminars viel damit beschäftigt hatte. Das nonverbale Verhalten meines Gegenübers richtig einschätzen zu können und somit seinen Gemütszustand zu erkennen, ist eine "Gabe", die ich irgendwann mal richtig gut beherrschen möchte. Ich denke, dass man durch das richtige Einschätzen des Gesprächspartners einigen Konflikten aus dem Weg gehen und sich eventuell auch Vorteile verschaffen kann. Da ich meine Umwelt, somit auch mich umgebende Menschen sehr gern und oft beobachte, brachte mir die Übung zum Erkennen der Feinwahrnehmung sehr viel. Auch im Privatleben versuche ich oft, Menschen anhand ihrer Mimik und Gestik einzuschätzen. Dennoch ist es etwas ganz anderes, einen fast fremden Menschen vor sich zu haben und ihn interpretieren zu müssen. Die Übung ist mir aber recht gut gelungen, da ich die Gedanken der beiden anderen fast hundertprozentig richtig "erraten" konnte. Aber die direkten Merkmale, die ihre Gedanken erkennen ließen, kann ich nicht bestimmen. Ich weiß nur, dass ich sehr intensiv auf die Augen, den Mund, die Hände und die allgemeine Körperhaltung geachtet habe. Im allgemeinen war festzustellen, dass der Gedanke an die negative Person eine versteifte, teilweise aggressive Körperhaltung nach sich zog – was sich auch in den Augen und dem Mund ablesen ließ.
Zu meiner eigenen Überraschung waren meine Reaktionen / Gefühle recht schwer einzuschätzen. Ich habe mich eigentlich recht offen, wenn auch mit keinem angenehmen Gefühl (ich finde es eigentlich nicht so behaglich, wenn man mich gleich durchschauen kann), auf den Stuhl vor die beiden Beobachter gesetzt, mich ihren Fragen gestellt und mich auch ganz und gar auf die Übung eingelassen. Aber ohne dass ich die anderen beiden bewusst verwirren oder gar auf den falschen Pfad bringen wollte, habe ich oft als erstes an die andere Person gedacht (also erst an die negative, obwohl die Antwort die positive gewesen wäre). Ich musste mir, um die Frage zu beantworten, immer erst beide Personen hintereinander ins Gedächtnis rufen, um sie dann zu vergleichen. Vielleicht habe ich anfangs an die andere Person gedacht, und die Beobachter sahen als erstes die Reaktionen auf die eigentlich falsche Person. So könnte ich mir zumindest erklären, warum ich so schwer zu beurteilen war.
Die beiden Übungen zum NLP fand ich persönlich nicht so interessant. In unserer heutigen Gesellschaft ist alles darauf programmiert, dem Menschen Informationen visuell zu vermitteln. Von daher ist das visuelle Repräsentationssystem auch viel mehr entwickelt als die vier anderen. Dass sich die Art der Informationsaufnahme und –verarbeitung auch in der Sprache niederlegt, ist verständlich. Ein Mensch kann sich nur so ausdrücken, wie er seine Erfahrungen erlebt. Aber dass man anhand der Sprache sofort auf das bevorzugte Repräsentationssystem schließen kann, möchte ich nicht glauben. Dafür gibt es in unserem heutigen Sprachgebrauch viel zu viel Idiome, die einfach in der Umgangssprache gesagt werden, ohne auf den eigentlich Sinn noch zu achten. Auch die Reaktion der Seminarteilnehmer auf ihr Ergebnis ließ auf die Unverständlichkeit dieser These schließen.
Mein
anhand der ersten Übung herausgefundenes bevorzugtes Repräsentationssystem
war, wie bei den meisten, das visuelle. Dem kann ich auch nicht wiedersprechen.
Doch fast im selben Moment, als ich mir bildlich vorstellte, im Badezimmer zu
stehen und mir die Zähne zu putzen, hörte ich die Musik, die morgendlich aus
dem Radio tönt. Deshalb würde ich sagen, dass mich auch der auditive Reiz sehr
beeinflusst.
5. Selbstreflexion von
Magda W.
6. Literaturverzeichnis
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Bachmann, Winfried: Das neue Lernen. Eine systematische Einführung in das Konzept des NLP, Paderborn 1993 |
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DUDEN Fremdwörterbuch (Bd. 5), 6. überarbeitete und erweiterte Auflage, Mannheim 1997 |
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Giesecke, Michael/ Heibach, Christiane/ Meyer, Sabine: Reader (Skript) zur Veranstaltung "Wahrnehmung und interpersonelle Kommunikation", Erfurt 1999 |
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02 Alle Sinne nutzen\Reflexion\Hausarbeit zur Übung 'Eichung' |
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