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02 Alle Sinne nutzen

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Reflexion   Reflexion der Sitzung 'Alle Sinne'

Selbstreflexion von Magda W.

Als die Stunde begann und wir uns entscheiden mussten, wann wir das Protokoll schreiben wollen, hatte ich ein leicht unsicheres Gefühl. Auf der einen Seite wollte ich diese Aufgabe schnell hinter mir haben, da der zweite Teil des Semesters erfahrungsgemäß der stressigere ist. Auf der anderen Seite hatten wir die Stunde davor nicht vollständig mitbekommen, und mir war nicht klar, inwiefern diese Stunde auf der vorigen aufbauen würde und ob wir dadurch Schwierigkeiten bekommen würden. Die Themen fand ich eigentlich alle interessant, wenn auch zum Teil etwas nebulös.

Das Modell über die Komplexität und Dynamik informationsverarbeitender Systeme war für mich auf den ersten Blick recht verständlich. Umweltreize werden über die Sensoren aufgenommen und dann in unterschiedlichen Speichern gesichert, wobei jeder Teil, jedes Subsystem des menschlichen Körpers, das in der Lage ist, Informationen zu speichern, ein Speicher sein kann. Logisch. Auch die Arbeit der Prozessoren, nämlich die Verbindung und dadurch Änderung von Informationen leuchtete mir ein. Lediglich: wie konnte man die Prozessoren definieren? Entsprechen sie auch einer Körperfunktion oder einem bestimmten Teil des Körpers, der Seele, des Geistes? Nachdenken z. B. ist ein Prozessor, und ich definiere die Arbeit der Prozessoren als 'Überarbeitung' von Informationen. Und aus diesen überarbeiteten Informationen zieht der Reflektor einen Schluss.

Beim Durchsehen meiner Mitschrift fällt mir die kleine Notiz "Infos können auch von innen kommen" auf, die, glaube ich, auf einer Bemerkung oder Frage von mir basiert. Doch bei keinem der Modelle, die ich bisher kennengelernt habe, spielt die Wahrnehmung von Gedanken eine Rolle. Zwar gibt es die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenwahrnehmung. Doch wie heißt der Sinn, der für die innere Welt zuständig ist? Wie ich mitbekommen habe, werden Gefühle dem kinästhetischen Sinn zugeordnet, doch besteht nicht ein himmelweiter Unterschied zwischen dem Gefühl, den Pelz meiner Mutter anzufassen, und dem Stechen/Ziehen im Bauch, das ich empfinde, wenn ich mich erschrecke, weil ich z. B. fast hingefallen wäre, und den Wahrnehmungen, die ich habe, wenn ich abends im Bett oder auf dem Weg zur Bahn oder beim Spülen etc. noch einmal über alles nachdenke, was den Tag über passiert ist, was mein Leben ausmacht, was meine Person bestimmt? Ich kann bei mir feststellen, dass meine Gedankenwelt einen großen Teil meiner Wahrnehmungen ausmacht und oftmals auch die Wahrnehmung der Außenwelt ganz stark mitbeeinflusst. Doch ich könnte sie keinem Sinn zuordnen, sie ist einfach da, in mir. Und woher sie kommt, ist mir auch teilweise unklar.

Auch das zweite Modell erschien mir sinnig. Wobei es hier schwieriger ist zu bestimmen, wie die einzelnen Informationen (sowohl die wahrgenommenen als auch die gespeicherten) miteinander verbunden werden. Erst beim späteren genaueren Hinsehen wurde mir klar, dass hier eigentlich wunderschön dargestellt wird, dass der Verstand und das Gefühl (vegetatives Nervensystem) wie Zentralstellen sind, denen sämtliche Informationen zur Verfügung stehen und die diese dann natürlich auch zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen können ( à    Verstand und Gefühl als Prozessoren).

Während dieses ganzen Themenkomplexes kamen mir die Diskussionen, die darüber geführt wurden, zum Teil sehr unwissenschaftlich und subjektiv vor. Ich konnte eine innere Ungeduld wahrnehmen, die ausufernden, nichtssagenden Selbstdarstellungen einiger Seminarteilnehmer zu beenden. Es ist mir schon klar, dass gerade Wahrnehmung ein Thema ist, dass sehr subjektiv ist, da jeder eine andere Wahrnehmung hat. Doch ist es auch ein Thema, zu dem jeder irgendetwas sagen kann, und ob alle Aussagen die Diskussion immer wesentlich bereichern, ist eine andere Frage.

Interessant fand ich, dass Unklarheiten eigentlich erst auftauchten, als ich anfing, die Modelle mit Cortina noch einmal zu besprechen und wir versuchten, uns die Vorgänge bei der Informationsverarbeitung an Beispielen zu verdeutlichen.

Eine Erweiterung meines Bewusstseinshorizontes stellte für mich das Phänomen der Synästhesie dar. Ich fand es sehr spannend, sich die Wahrnehmung eines synästhetischen Menschen vorzustellen, sich in seine Lage zu versetzen und versuchen nachzufühlen, wie solch ein Mensch durch die Welt geht (was mir allerdings nicht ganz gelang). Die Diskussion, die entbrannte, fand ich verständlich. Der Unterschied zwischen einer tatsächlichen Wahrnehmung mit einem anderen Sinn und der lediglichen Beschreibung einer Wahrnehmung durch einen Begriff, der einem anderen Sinn zugeordnet wird, ist meiner Meinung nach gravierend. Ich weiß allerdings nicht, ob während der Diskussion wirklich jedem ganz klar geworden ist, worüber gesprochen wurde. Die Gefahr des Aneinander-vorbei-Redens empfand ich als recht hoch.

Die Besprechung des Wahrnehmungsspazierganges von der letzten Stunde hat mir nicht so viel gebracht. Ich hatte das Gefühl, dass auch den anderen Seminarteilnehmern nicht so ganz klar war, wie sie ihre Wahrnehmungen irgendwelchen Wertmaßstäben zuordnen sollten. Ich jedenfalls wusste nicht, was damit gemeint war. Das Ziel jedoch, herauszufinden, ob bei einem die Umwelt- oder eher die Selbstwahrnehmung überwiegt, finde ich sehr interessant. Auch ohne die Übung gemacht zu haben, weiß ich, wie das Ergebnis bei mir ausgesehen hätte (s. o.) Die Diskussion über Entspannung fand ich auch nicht spannend; jedem, der sich schon einmal Gedanken über die Wahrnehmung von Gefühlen gemacht hat, sollte eigentlich klar sein, dass diese sehr subjektiv und unterschiedlich sind (wie eigentlich alles), und gerade bei Entspannung finde ich das ultra-einleuchtend!

Zum NLP: Dass das bevorzugte Repräsentationssystem die Wahrnehmung und Informationsverarbeitung beeinflusst, finde ich einleuchtend; und es ist wichtig, sich das klarzumachen.

Bei der ersten Übung, bei der man sich an das Zähneputzen am Morgen erinnern sollte, entstand bei mir sofort vor meinem inneren Auge ein Bild. Ich sah mich allerdings von außen, also nicht das, was ich selbst in dem Moment eigentlich gesehen habe. Selbst als ich versuchte, mich an das Geräusch zu erinnern, fiel mir das sehr schwer.

Bei der zweiten Übung, bei der man zwei gute und zwei schlechte Erfahrungen aufschreiben sollte, fiel es mir bzw. uns schwer, ein dominierendes Repräsentationssystem herauszufinden. Wenn ich mir heute die Notizen noch einmal durchgucke, springt es mir richtig ins Auge, dass es der Sinn ist, der noch keinen Namen hat; der nach innen gerichtete:

I. Schlechte Erfahrung Multimedia-Seminar zuvor: "... das Gefühl, sinnlos Zeit abzusitzen, die man besser hätte nutzen können. Nichts zu lernen, wobei man in einem guten Seminar hätte sein können ..."  à  Frust und Unruhe
II. Gute Erfahrung Lesen am vorigen Abend: "... interessanten Text/Buch zu lesen, weil man darin versinkt und alles andere vergessen kann. Man taucht in eine Phantasiewelt ein."
III. Gute Erfahrung Fensteröffnen in Oberursel einige Zeit zuvor: "... an einem Herbstabend in Oberursel das Fenster aufmachen, weil die frische Luft so gut riecht, sich gesund und befreiend (von innen säubernd) anfühlt."

Alle diese Erfahrungen beziehen sich auf mich selbst, ob ich mich gut fühle, glücklich und zufrieden bin oder nicht. Und nicht, ob eine Blume so schön ausgesehen hat oder der Auflauf so lecker geschmeckt hat.

Die Übung der visuellen Feinwahrnehmung fand ich sehr schwierig. Ich fand es schwierig, sich eine Person vorzustellen, die man hasst, da ich eigentlich Menschen nie hasse und sehr tolerant und geduldig bin. Eher habe ich Angst vor Menschen, als dass ich sie hasse. Ich fand es schwierig, bei meinem Gegenüber auf so viele Sachen gleichzeitig zu achten (auf die Nase und auf den Mund und auf die Hände und auf die Füße und auf die Schultern und auf die Augen und auf die Ohren, etc.) Und ich fand es schwierig, dann auch wirklich Veränderungen zu erkennen und eine Systematik darin zu finden. Außerdem denke ich, dass man diese Übung mit Probanden durchführen sollte, die nicht wissen, um was es geht, denn ich fand es auch schwierig, seine eigene Mimik und Körperhaltung völlig unbeeinflusst zu lassen.

Ich habe aber im folgenden ein bisschen mehr auf meine eigene Körperhaltung geachtet, und mir ist besonders während eines mir unangenehmen Gespräches aufgefallen, dass ich fast rückwärts aus dem Sessel rausgekrochen wäre. Ich habe die Schultern hochgezogen, mich an den Armlehnen festgekrallt und richtig an die Rückenlehne gepresst. Eine interessante Erfahrung.

Generell muss ich sagen, dass dieses Seminar sehr dazu beiträgt, dass ich mich und mein Wahrnehmungsverhalten öfter kritisch beobachte, dass ich mich öfter dazu anhalte, einmal die Perspektive zu wechseln oder darauf zu achten, was ich eigentlich gerade mache oder wahrnehme, wie, warum und ob es auch anders geht. Mir sind dadurch schon viele interessante Dinge aufgefallen.

Literaturverzeichnis:

Bachmann, Winfried: Das neue Lernen. Eine systematische Einführung in das Konzept des NLP, Paderborn 1993
DUDEN Fremdwörterbuch (Bd. 5), 6. überarbeitete und erweiterte Auflage, Mannheim 1997
Giesecke, Michael/ Heibach, Christiane/ Meyer, Sabine: Reader (Skript) zur Veranstaltung "Wahrnehmung und interpersonelle Kommunikation", Erfurt 1999

Übung: Eichung der visuellen Wahrnehmung (Herkunft: NLP)                    Reflexion: Hausarbeit zur Übung 'Eichung'

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