Vielmehr sollte schon durch die Begriffswahl deutlich gemacht werden, daß auch der Forschungsprozeß als Kommunikation, als ein Gespräch mit Rückkopplungsmöglichkeiten und selbstreflexiven Phasen zu gestalten ist. Sie richteten sich damit gegen Formen der Verhaltensforschung, die nur die distanzierte Betrachtung als Medium der Erfahrungsgewinnung akzeptiert und versuchten, bestimmte Schwächen der quantitativen, statistisch orientierten Soziologie zu kompensieren.
Für letztere ist Ausgangs- und Endpunkt der Untersuchung das für seinen Beobachter sichtbare und damit auch zählbare Verhalten von Individuen, Gruppen, Organisationen und Gesellschaften.
Das ist natürlich eine Untersuchungsmöglichkeit. Andererseits ist den Soziologen nicht verborgen geblieben, daß es nicht nur eine Ordnung des sozialen Verhaltens sondern auch eine solche der sozialen Erwartungen oder Ideen gibt. Die Menschen beobachten ihre Umwelt, aber sie handeln erst aufgrund ihrer Interpretationen, ihrer Wahrnehmungen. Schon Alfred Schütz hatte deshalb formuliert, daß sich soziale Ordnung erst aufgrund solcher Interpretationen oder wie er es nannte, 'Typisierungen' herstellt und daß sich diese Typisierungen in der sozialen Kommunikation herausbilden.
Niklas Luhmann führt diesen Gedanken weiter, wenn er davon spricht, daß nicht das Verhalten, nicht einmal die Erwartung des Verhaltens, sondern erst die Erwartungen von Erwartungen zu sozialen Systembildungen führen.
Die Erwartungen und erst recht die Erwartungen fremder Erwartungen lassen sich natürlich nicht in der Weise mit den Augen wahrnehmen, wie das soziale Verhalten. Es sind risikoreiche Idealisierungen, die sich keineswegs unmittelbar im Verhalten umsetzen.