Dies mag zum Teil daran liegen, dass die Nutzungs- und Darstellungsformen des Internets derzeit noch zum Großteil von den entsprechenden Strategien der alten Medien abgeleitet werden – mit einer Ausnahme: der ästhetischen Praxis. Kunst und Literatur haben sich spätestens seit Anfang des 20. Jahrhundert intensiv mit den spezifischen Strukturen ihrer Medien auseinandergesetzt und – meist lange vor der Wissenschaft – medienspezifische und visionäre Gestaltungskonzepte ästhetisch umgesetzt. Dieselbe Entwicklung lässt sich auch im Bereich der digitalen und vernetzten Literatur- und Kunstproduktion feststellen (vgl. Heibach, Christiane: Literatur im Internet. Theorie und Praxis einer kooperativen Ästhetik. Berlin 2000).
Die Prämierung des rückkopplungsarmen Mediums Buch führte zur Herausbildung eines Literaturbegriffes, der bis heute auf der Identifizierbarkeit eines Autors, der Abgeschlossenheit des Werkes und der interaktionsarmen Beziehung zwischen Leser und Autor beruht. Vernetzungsstrukturen hatten jedoch immer Auswirkungen auf die ästhetische Konzeption von Literatur - die "Entdeckung" der Intertextualität durch die Literaturwissenschaft in den letzten Jahrzehnten verweist darauf. Die Dominanz des Buchs als bevorzugtes Medium für Literatur ließ diese jedoch in den Hintergrund der Betrachtungen rücken.
Das Forschungsprojekt wird als Work-in-Progress auf der Webseite "netzaesthetik.de" dokumentiert