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Diese Übung
trainiert die drei Grundhaltungen nacheinander. Es ist klar, dass
klientenzentriertes Zuhören im Sinne von C. Rogers vom Zuhörer die
Fähigkeit verlangt, nicht nur eine, sondern alle drei Kompetenzen
einzusetzen. Ihr innerer Zusammenhang macht es in der Praxis kaum
möglich, sie zu trennen. Sie stehen untereinander in einem Rückkopplungsverhältnis:
Mangelnde Echtheit beim Zuhörer mindert dessen Chance, vom Sprecher
als 'wertschätzend' erlebt zu werden. 'Einfühlendes Verstehen' wird
auch als 'Positive Wertschätzung' empfunden usf. Wir können die
Übung deshalb als einen sequentiellen Prozess mit drei Phasen, die
zu einem endlosen Band verknüpft sind, modellieren (vgl. Bild links
oben). Es ist gleich, bei welcher Schleife wir einsteigen, aber
am Ende müssen alle drei Phasen durchlaufen sein.
C. Rogers Konzept läßt
sich aber auch als triadischer Simultanprozess verstehen, den wir
mit einem dreischlaufigen Knoten darstellen: In jedem Augenblick
emergiert die gewünschte Form des Zuhörens nur durch das Zusammenspiel
der drei Grundhaltungen (vgl. Bild links unten). In jedem konkreten
Fall werden wir die Anteile der drei Faktoren unterschiedlich gewichten,
mal mehr Einfühlung aufbringen, mal mehr Wertschätzung zeigen können
und mal das echte Feedback in den Vordergrund stellen.
Nur aus didaktischen Gründen und mit dem Wissen im Hinterkopf, dass
es hier um die zeitweise Fokussierung eines Faktors geht,
ist das getrennte Üben kurzfristig sinnvoll. In der Diskussion muss
der triadische Charakter des Zuhörens wieder in den Vordergrund
gerückt werden. Das Balancieren zwischen den drei Haltungen muss
geübt werden. Dabei zeigt sich unsere Individualität gerade in der
Weise, in der wir unsere Gewichtungen zwischen den Grundhaltungen
vornehmen. Weniger Ausgewogenheit in Bezug auf eine konkrete Äußerung
als vielmehr flexibles Gleichgewicht im längeren Prozess des Zuhörens
wird angestrebt. Schematisches 'Abarbeiten' der drei Haltungen nacheinander
ist bestenfalls im ersten Stadium des Erlernens der Technik sinnvoll. |